Viele Gerüchte entstanden bereits vor der offiziellen Ankündigung im Jahr 2006 . Mit dem iTV schien Apple eine neue Produktlinie zu entwickeln. Doch was sollte sich dahinter verbergen? Ein klassisches TV-Gerät mit multimedialen Zusatzfeatures? Erst Anfang 2007 sorgte die Produktvorstellung für Klarheit – unmittelbar vor der Präsentation des ersten iPhones. Das inzwischen “Apple TV” getaufte Produkt, war als Set-Top-Box konzipiert, die ein Streaming von Inhalten auf ein vorhandenes TV-Gerät ermöglichte.
Lesetipp aus dem Jahr 2007: ” iTV wird zu Apple TV, Airport-Basisstation wird flach “
Umfangreiches Streaming von Onlineinhalten schien damals noch visionär, Dienste wie Netflix waren kaum verbreitet und Internet-Bandbreiten häufig sehr limitiert. So war die erste Generation des Apple TV noch auf das lokale Speichern multimedialer Inhalte ausgelegt. Aus diesem Grund verwundert es auch nicht, dass die Kapazität bis heute unerreicht bleibt – ebenso wie der Preis. Die Box konnte für 269 EUR mit 160 Gigabyte Festplattenspeicher erworben werden. Eine Kapazität, die aus heutiger Sicht geradezu überdimensioniert erscheint.
APPLE TV 4K (2. GEN.) 32GB
Streaming fürs Wohnzimmer dank Einführung des Apple TV
Doch welche Lücke sollte das Apple TV eigentlich schließen? Vorausgegangen war der große Erfolg des iPods. Musik konnte bereits via iTunes Store erworben und mit dem mobilen Musikplayer überall gehört werden. Mit dem Apple TV war es nun möglich, die gekaufte Musik auch ins Wohnzimmer zu transportieren. Die Anbindung an ein TV-Gerät oder eine Musikanlage sollte das Kaufen und Abspielen von Musik noch komfortabler gestalten. Ein Ziel das man so ambitioniert verfolgte, dass dafür eine komplett neue Produktlinie geschaffen wurde.
Doch natürlich steckte von Anfang an schon viel mehr dahinter. Das Apple TV sollte nicht nur die Umsätze mit iTunes steigern. Perspektivisch war klar, dass Online-Streaming in den kommenden Jahren ein großes Thema sein würde. Was Anfangs nur mit Musik praktikabel war, würde schon bald auch mit Filmen möglich sein. Ein Geschäftsbereich, der äußerst lukrativ ist und durch das Apple TV erschlossen werden sollte.
Online statt lokal – Streaming revolutioniert das Home-Entertainment
Bereits im Jahr 2010 wandelte sich das Konzept des Apple TV entsprechend . Mit der zweiten Generation wurde nahezu vollständig auf lokalen Speicherplatz verzichtet. Die große Ära des Online-Streamings multimedialer Inhalte begann. Ab sofort konnten im iTunes Store auch Filme gekauft und ausgeliehen werden. Der konzeptionelle Umbruch zwischen der ersten und zweiten Generation war wohl der größte in der Produktgeschichte. Auch optisch hat sich das Apple TV in der zweiten Generation stark verändert – ein Design, das bis heute größtenteils beibehalten wurde und das ebenfalls beständige Konzept widerspiegelt.
Was folgte, war eine recht unspektakuläre Evolution des Apple TV. Von Generation zu Generation wurde die Leistungsfähigkeit der Hardware verbessert, um neuen Technologien gerecht zu werden. Ab der dritten Generation (2012) war das Streamen von Full-HD Inhalten möglich , ab der fünften Generation (2017) wurden 4K-Auflösung und HDR unterstützt. Konzeptionell sorgte aber vor allem das Modell dazwischen für Überraschungen. Mit der vierten Generation des Apple TV wurde nämlich auch tvOS als Betriebssystem eingeführt. Das Besondere daran war ein eigener App Store, der dem Apple TV mit zahlreichen Anwendungen neues Leben einhauchen sollte.
Technisch konservativ – warum dem Apple TV bei Spielen die Luft ausgeht
Diesem Umstand wurde die Hardware auch mit wahlweise 32 oder 64 Gigabyte Flash-Speicher gerecht. Jede Menge Kapazität für spannende und unterhaltsame Apps. Die blieben jedoch bis heute größtenteils aus. Mit Spielen sollte die Set-Top-Box zur multimedialen Unterhaltungseinheit werden – eine grundsätzlich interessante Idee, die jedoch weder hardwareseitig noch softwareseitig jemals konsequent umgesetzt wurde. Selbst zum Zeitpunkt der jeweiligen Produktvorstellungen waren die technischen Daten in Bezug auf CPU und Grafikleistung stets enttäuschend. Hinzu kam, dass viele Spieleentwickler das Apple TV entsprechend nicht als attraktive und potenziell lukrative Plattform angesehen haben. Immerhin war es ab der vierten Generation auch möglich, Spielecontroller anderer Hersteller zu koppeln und für die komfortable Bedienung zu verwenden.
Bei jeder Generation fiel die Wahl der technischen Komponenten auffällig ökonomisch aus. Selbst die angestrebte Zielgruppe der Gelegenheitsspieler lässt sich inzwischen nicht mehr mit veralteter Hardware zufriedenstellen. Spezialisierte Anbieter wie Nintendo, denen Casual-Gamer ebenfalls wichtig sind, verwöhnen mit technisch ansprechender Hardware und hochwertigen Spielen. Um hier Marktanteile zu gewinnen, reichen die Leistungswerte des Apple TV schlichtweg nicht aus. Analysten gehen davon aus, dass der Gaming-Markt noch enormes Wachstumspotenzial hat. Das liegt vor allem an immersiven Technologien wie Virtual Reality. Solche Innovationen werden das Spielen noch prominenter, realistischer und somit auch für jeden zugänglicher machen.
3D-Musik statt 3D-Gaming – auch die sechste Generation bietet wenig Neues!
Als im September 2019 der neue Dienst “Apple Arcade” gestartet wurde, heizte das die Gerüchteküche an. Viele glaubten, dass Apple nun auch im Games-Bereich durchstartet und das Apple TV entsprechend aufwertet. Die Vorstellung der sechsten Generation ( Apple TV 4K, 2021 ) sorgte jedoch schnell für ernüchternde Klarheit. Erneut wurde mit dem Apple A12 Bionic eine CPU verbaut, deren Leistung für ernsthafte Ambitionen im Spiele-Sektor nicht ausreichend ist. Stattdessen steht mit der sechsten Generation ein Gerät bereit, das Dolby Atmos gestützte 3D-Musik ins Wohnzimmer bringt. Obwohl es sich dabei um ein gleichermaßen tolles und sehr gelungenes Feature handelt, bleibt die Frage nach der Zukunft des Apple TV weiterhin offen.
Klar ist, dass sich Apple mit der Einführung von “Apple Arcade” ganz klar positioniert. Gaming ist auch für Apple offensichtlich ein interessantes Thema. Wie wichtig der Markt mittelfristig sein wird, zeigen auch die Entwicklungen bei anderen Unternehmen wie Amazon und Netflix. Auch hier werden entsprechende Plattformen geplant, Entwickler-Studios unter Vertrag genommen und Expertisen eingekauft. Warum die Spezifikationen des neusten Apple TV entsprechende Ambitionen noch nicht widerspiegeln, kann viele Gründe haben. Zum einen befinden wir uns in einer Zeit, die aufgrund aller Probleme rund um die Pandemie eher innovationsfeindlich ist. Technische Quantensprünge sind aktuell in kaum einer Branche zu beobachten.
Zukunftsaussicht – Absturz oder Innovation?
Hinzu kommt, dass eine Erweiterung des Konzepts in der nächsten Generation mehr Aufmerksamkeit erzielen könnte. Erst Ende 2020 haben Microsoft und Sony ihre neuen Spielekonsolen eingeführt. Jeder neue Player müsste sich diesem Konkurrenzumfeld stellen. Würde Apple den Markt mit dem Apple TV in der siebten Generation erschließen, wären Sonys und Microsofts Konsolen vermutlich schon mindestens drei Jahre alt. Auf diese Weise wäre es weniger aufwändig, technisch annähernd gleichzuziehen.
Eines ist jedoch klar – um die Existenz des Apple TV in Zukunft zu sichern, muss es eine Weiterentwicklung geben. Filme von Apple können inzwischen auch auf normalen Smart-TVs gestreamt werden, da Apple bereits entsprechende Apps bereitstellt. Hardwareseitig wird es ebenfalls zunehmend schwierig, einen Preis von rund 200 EUR zu rechtfertigen. Immerhin bieten Konkurrenten wie Amazon und Google bereits ausgereifte Streaming-Hardware, die deutlich günstiger zu haben ist. In welche Richtung wird sich das Apple TV also entwickeln oder wird es womöglich sogar eingestellt? Wir sind gespannt auf die Meinung unserer Leser!